SAP – gute Zahlen, aber schlechte Stimmung
width="2500" height="1406" sizes="(max-width: 2500px) 100vw, 2500px">Bei SAP kann man sich über gute Zahlen freuen.Cineberg – shutterstock.com
In der SAP-Belegschaft rumort es. Der Indexwert für das Mitarbeiterengagement liegt auf einem Zehn-Jahrestief. Für 2024 rechnet das SAP-Management rund um CEO Christian Klein nurmehr mit 70 bis 74 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Finanzbericht für das dritte Quartal 2023 hervor.
Der Index wird anhand von fünf Fragen aus Mitarbeiterbefragungen ermittelt und gibt den Prozentsatz der positiv beantworteten Fragen an, erklärt SAP, wie der Wert zustande kommt. „Das Mitarbeiterengagement ist Ausdruck für die Zufriedenheit und das Engagement unserer Mitarbeitenden, ihren Stolz auf unser Unternehmen und ihre Identifikation mit der SAP“, heißt es weiter beim größten deutschen Softwarekonzern. „Wir verwenden diese Kennzahl, weil uns bewusst ist, dass unsere Wachstumsstrategie von engagierten Mitarbeitenden abhängt.“
Restrukturierung betrifft bis zu 10.000 Stellen
Doch in Reihen der Mitarbeitenden bei SAP herrscht Unzufriedenheit. Anfang 2024 hatte der Konzern ein Restrukturierungsprogramm angekündigt, das etwa 8000 Stellen betreffen sollte. Begriffe wie Entlassungen und Stellenabbau vermieden die Verantwortlichen. Es handle sich um eine Maßnahme, Qualifikationen und Ressourcen den zukünftigen Geschäftsanforderungen entsprechend aufzustellen, ließen die SAP-Verantwortlichen stattdessen verlauten. Man wolle 2024 einen stärkeren Fokus auf zentrale strategische Wachstumsbereiche wie zum Beispiel KI für Unternehmen richten.
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Im Laufe des Jahres deutete sich bereits an, dass der Umbau tiefer greifen könnte als ursprünglich geplant. Im aktuellen Quartalsbericht spricht SAP von 9000 bis 10.000 Stellen, die von der Restrukturierung betroffen sein werden. Dabei würden bei den meisten Freiwilligenprogramme und interne Umschulungsmaßnahmen zum Tragen kommen, hieß es. Das Programm soll SAP zufolge Anfang 2025 abgeschlossen werden und rund drei Milliarden Euro kosten.
SAP-CEO Christian Klein im Interview: SAP hätte mehr auf das Customizing achten sollen
Doch der Umbau hinterlässt deutliche Spuren. Die Zufriedenheit der SAP-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sinkt. Nachdem der Index für das Mitarbeiterengagement im Jahr 2020 noch bei 86 Prozent lag, und auch in den Jahren davor und danach nie unter 80 Prozent sank, erwartet die SAP-Führung für 2024 nur noch einen Wert zwischen 70 und 74 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte man in Walldorf noch mit 76 bis 80 Prozent gerechnet. Von dem 2022 ausgegebenen Ziel, im nächsten Jahr 84 bis 86 Prozent zu erreichen, ist der Softwarekonzern weit entfernt. Mittlerweile werden in der Chefetage auch keine konkreten Zahlen mehr für 2025 genannt. Man spricht nur noch davon, die Zahl stetig steigern zu wollen.
Cloud-Geschäfte laufen gut für SAP
Finanziell läuft es für SAP dagegen prächtig. Für das dritte Quartal 2024 meldete der Softwarehersteller einen Umsatz von knapp 8,5 Milliarden Euro, währungsbereinigt ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das Betriebsergebnis verbesserte sich sogar um 28 Prozent von knapp 1,8 auf gut 2,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von über 1,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,3 Milliarden Euro).
Vor allem die Cloud-Erlöse trieben das SAP-Geschäft an. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 legte dieser Posten um ein Viertel von 3,5 auf fast 4,4 Milliarden Euro zu. Im klassischen Geschäft mit Softwarelizenzen und Wartungsservices nahm SAP von Juli bis September dieses Jahres noch knapp 3,1 Milliarden Euro ein. Den Löwenanteil macht dabei mit knapp 2,8 Milliarden Euro der Software-Support aus. Die Lizenzeinnahmen schmolzen im Vergleich zum Vorjahresquartal weiter um 15 Prozent auf nur noch 285 Millionen Euro ab.
SAP hebt Ausblick an
Angesichts des guten Quartalsergebnisses hob die SAP-Führung ihre Erwartungen für das Gesamtjahr 2024 an. Die Cloud- und Softwareerlöse sollen sich demzufolge währungsbereinigt in einer Spanne zwischen 29,5 und 29,8 Milliarden Euro bewegen (zuvor 29,0 bis 29,5 Milliarden). Beim Betriebsergebnis rechnet man in Walldorf währungsbereinigt mit 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro (zuvor 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro).
width="1920" height="1080" sizes="(max-width: 1920px) 100vw, 1920px">Vor allem die Cloud-Erlöse hätten sich zuletzt gut entwickelt bei SAP, sagt CEO Christian Klein.SAP SE
Der SAP-Vorstandsvorsitzende Christian Klein sprach von einem starken Ergebnis im dritten Quartal. „Das Wachstum der Cloud-Erlöse entwickelte sich außerordentlich gut, insbesondere bei unserer Cloud ERP Suite.“ Darüber hinaus verwies der SAP-Chef auf entscheidende Fortschritte in Sachen Unternehmens-KI. „Ein wesentlicher Teil unserer Cloud-Vertragsabschlüsse im dritten Quartal beinhaltete KI-Anwendungsszenarien.“
SAP-CEO Christian Klein: Alles, was wir tun, enthält KI
Finanzvorstand Dominik Asam betonte, dass das Transformationsprogramm 2024 bereits für erste Effizienzsteigerungen gesorgt habe. Unter anderem sei das starke Betriebsergebnis darauf zurückzuführen. „Wir konzentrieren uns nun darauf, im vierten Quartal an diesen Erfolg anzuknüpfen, um unsere Zielsetzungen für 2025 trotz eines äußerst unbeständigen Umfelds zu erreichen“, gab Asam die weitere Marschrichtung vor.
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